Freitag, 27. Mai 2011

Gerhard Richter:"Meine Bilder sind klüger als ich"


Gerhard Richter wird weltweit geschätzt, er ist in den wichtigsten Museen vertreten und gilt als der teuerste lebende deutsche Künstler. Auf der vom "Kunstkompass" herausgegebenen "Weltrangliste der lebenden Künstler" hat er erst 2010 wieder den ersten Platz belegt. Vor neun Jahren, zum 70. Geburtstag, richtete ihm das New Yorker Museum of Modern Art eine Retrospektive aus, die 188 Werke umfasste - eine Ehrung im Pantheon der modernen Kunst, die niemals zuvor einem lebenden Künstler zuteil geworden ist. Dabei ist Richter sehr zurückhaltend, setzt sich nicht in Szene, spielt nicht den Star und hält nicht als Malerfürst Hof. Dafür überrascht er sein Publikum immer wieder, lässt es aber auch ratlos zurück. Er malte zum Beispiel politische Themen, ohne sich politisch zuzuordnen oder gar vereinnahmen zu lassen. So umgibt ihn eine Aura eines Künstlers, der sich entzieht, nicht erklären will.
Schuld an allem ist Tante Lenchen aus Oldenburg. Denn was hätte Gerhard Richter ohne sie gemacht, ohne ihre Päckchen, die sie treu sorgend einmal im Monat nach Düsseldorf schickte, angefüllt mit prallbunten Bilderheften? Andere Tanten schickten Dauerwurst und Marmelade, Tante Lenchen schickte den stern , die Quick, die Neue Illustrierte . Und damit nährte sie Gerhard Richter aufs Allerbeste.
Heute gilt Richter vielen als abgeklärt und kühl, als ein Maler, der niemals die Kontrolle verliert. Damals aber, in den Tante-Lenchen-Tagen, schüttelte ihn nicht selten die Verzweiflung, und allein seine Ironie hielt ihn aufrecht. Er hatte aus Dresden rübergemacht nach Düsseldorf, war glücklich, dem sozialistischen Propagandaauftrag entkommen zu sein. Doch kaum war er im Westen, stieß er auf neue Denkverbote. Tiefe Ideologiegräben durchzogen das Kunstfeld, blutig bekämpften sich die Abstrakten und die Gegenständlichen. Nichts aber war Richter verhasster als Ideologie.
Seine Ausstellungen sind rare und jemals eine besucht zu haben ist nahezu wie eine Mondlandung.Ein Künstler an den man sich noch im nächsten Jahrhundert erinnern wird...

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